Völkerverständigung mit Blasmusik „Made in USA"
Die Realschule Oberroning war Gastgeber für 60 jugendliche Musikerinnen und Musiker vom US-Bundesstaat Michigan, die ihr am vergangenen Montag einen musikalischen Höhepunkt und einen Hörgenuss besonderer Qualität bescherte. Bei tropischer Hitze spielte das symphonische Blasorchester aus dem Blue Lake Fine Arts Camp ein internationales Musikprogramm erster Güte mit traditionellen und modernen Werken für große Blasmusik.
„Musik verbindet und wird auf der ganzen Welt verstanden", signalisierte Schulleiterin Anna Maria Müller und freute sich über die Anwesenheit vieler Ehrengäste und ehemaliger Lehrkräfte. Auch die Gasteltern erwiesen der Schule die Referenz und wollten „ihre Amerikaner" spielen hören. „A warm welcome" richtete Konrektor Wolfgang Maier an die Gäste vom „blauen See". Seit 1966 versammeln sich dort junge Nachwuchstalente der Musik, des Tanzes und der Kunst zu Sommerschulen und verfeinern ihr Können. Die Besten der Besten gehen auf Europatournee.
Zusammen mit Englischlehrer Peter Bernklau koordiniert und pflegt er seit zehn Jahren die freundschaftlichen Bande mit dem symphonischen Blasorchester Nordthern Winds. Dabei liegt ein Schwerpunkt des Programms auf der interkulturellen Verständigung. Die jugendlichen Künstler werden in Gastfamilien untergebracht und lernen – soweit das in wenigen Tagen möglich ist – den Alltag des Gastgeberlandes kennen. Diese zu finden, sei jedes Jahr eine neue Herausforderung. Ein Dankeschön richtete Maier an die Mitarbeiterinnen im „Background" Agnes Hirmer und Irene Schindlbeck, die als „host-hunter" quasi in letzter Minute alle Amerikaner unterbringen konnte.
Bereits zum fünften Mal haben die hochbegabten Musiker aus Michigan im Rahmen ihrer Tournee Station in Oberroning eingelegt. Das Dirigenten-Ehepaar Cynthia Swan-Eagan und Michael Eagan war voll des Lobens für die Oberroninger und brachten als Gastgeschenk ein Stipendium für ein junges Talent mit, das für einen 14-tägigen Aufenthalt ins Camp nach Amerika reisen darf. In den Vorjahren waren Angelika Reitinger und Sophia Krottenthaler in den Genuss dieses Stipendiums gekommen, die natürlich beide das Konzert besuchten.
Das Konzertprogramm bot einen souveränen Querschnitt durch die Literatur für großes Blasorchester. Klangprächtige Originalwerke wie die Emperata Ouverture wechselten sich mit witzig – spritzigen Solostücken ab. So standen bei Shoutin' Liza Trombone die sechs Posaunisten des Orchesters vor der verdutzten ersten Zuhörerreihe und brachten mit ihren Glissandi die Instrumentenzüge zu Glühen. Mit sanfter Ironie perlten die Klänge der Flöten und Klarinetten durch das Stück „Bubbling Woodwinds“ und titelgerecht stiegen aus dem Orchester Wolken aus Seifenblasen über den Musikerköpfen auf.
Die amerikanische Heimat fand ihren klanglichen Ausdruck in den Tongemälden Shenandoah und American Riversongs, das amerikanische Musical erklang mit Songs aus den Bühnenshows „The Music Man“ und „Les Miserables“.
Natürlich fehlten auch die schmissigen US-Märsche nicht. Konrektor Maier, selbst Dirigent einer Blaskapelle, durfte den Stab zu dem Marsch „Alamo“ schwingen.
Große Heiterkeit beim Publikum rief auch die Kindersymphonie von Leopold Mozart hervor: neben dem Orchester versuchten sich eine ganze Reihe deutscher Schüler und Lehrkräfte an den zum Stück gehörigen Spielzeuginstrumenten. So konnte man feststellen, dass Schulleiterin Anna Maria Müller nicht nur Dreiecke berechnen, sondern auch virtuos den Triangel bedienen kann.
„Standing ovations“ und begeisterte Zuhörer belohnten die Amerikaner für dieses grandiose Konzert, bei dem als Zugabe und Glanzstück auch der bekannte amerikanische Militärmarsch The Stars and Stripes Forever nicht fehlte.
Traditionell leise beschloss der gesungene Segenshymnus „The Lord may bless you and keep you" diesen unvergesslichen Abend.
Gründung:
Das Blue Lake Fine Arts Camp wurde kurioserweise von einem deutschen Auswanderer ins Leben gerufen: Ludolph Arens aus Mainz gründete 1922 in Wisconsin eine "Kunst Kolonie" in der auch sein Enkel Fritz Stansell, der Gründer des Blue Lake Fine Arts Camp, seine Sommer verbrachte. Fritz begann dann mit seiner Frau Gretchen unter dem Motto „international understanding through music“ das Europaprogramm des BLFAC. Jeden Sommer touren Blasorchester, Jazz Big Bands, Ballettgruppen und Chöre für drei Wochen hauptsächlich durch Deutschland, Frankreich und Österreich.
Zusammensetzung:
Die Musikerinnen und Musiker sind im Schnitt 15 Jahre alt und kommen aus Michigan und den Nachbarstaaten. Sie treffen sich bereits ein halbes Jahr vor der Tour zu ausgedehnten Probephasen im Camp.
Marianne Schmid / Wolfgang Maier