Die Vergangenheit lebt wieder auf: Ein Zeitzeuge berichtet über die DDR

Es ist kaum zu glauben, dass bereits über drei Jahrzehnte seit dem Fall der Berliner Mauer vergangen sind. In der heutigen Zeit, in der die DDR nur noch in Geschichtsbüchern existiert, werden die Erinnerungen eines Zeitzeugen besonders wichtig. Herr Rainer Schneider, heute fast 70 Jahre alt, teilte seine einzigartigen Erfahrungen mit unseren Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse. Sehr authentisch erzählte er über sein Leben während der Diktatur und wie es ihm ergangen ist.

Geboren wurde er 1954 in Erfurt. Besonders einschneidend war sein Erlebnis, dass er als 17-Jähriger wegen Fluchtversuch von der Stasi verhaftet und zu zehn Monaten Haft verurteilt wurde. Das Gefängnis, in dem er inhaftiert war, ist heute eine Gedenk- und Bildungsstätte. Durch seine Erzählungen aus dieser Zeit wurden die Schülerinnen und Schüler besonders berührt, da sie ähnlich alt sind. Von seiner Schulzeit zeigte er Kinderbücher wie „Dornröschen sitzt im Kiefernwald“ oder „Die sieben Brüder“, deren Inhalt die militärische Erziehung innehatten. Am ersten Schultag konnte man den „Jungen Pionieren“ beitreten, eine staatliche Organisation für Kinder. Später gab es noch die Thälmannpioniere und die FDJ (Freie Deutsche Jugend). Diese gesellschaftliche Teilnahme an diesen Jugendorganisationen war extrem wichtig, um das Abitur oder ein Studium absolvieren zu dürfen. Auch die Lehrstellen wurden in der DDR planmäßig vergeben. Ein besonderes Fach in der Schule war das „Schießen“ und im Sportunterricht lernte man das Ziel- und Weitwerfen mit Granaten. Besonderes Highlight waren die Pionierferienlager. Da die Sommerferien zwei Monate dauerten, waren diese sehr beliebt, denn für die Eltern kostete ein Tag nur eine Mark. Die Zeltlager waren manchmal schon Zeltstädte, da sich hier zwischen 200 und 2000 Pioniere gleichzeitig aufhielten. Herr Schneider erzählte glaubhaft von Bespitzelungen und auch Einschüchterungen im Schulalltag. Im Klassenbuch wurde sogar vermerkt, welche Eltern in der SED waren. Sein Wunsch nach Freiheit und der Ausreise in die BRD wurde immer stärker. Seine Planungen für seinen Fluchtversuch wurden verraten. Besonders einschneidend war sein Erlebnis, dass er als 17-Jähriger wegen Fluchtversuch von der Stasi verhaftet und zu zehn Monaten Haft verurteilt wurde. Das Gefängnis, in dem er inhaftiert war, ist heute eine Gedenk- und Bildungsstätte. Durch seine Erzählungen aus dieser Zeit wurden die Schülerinnen und Schüler besonders berührt. 1974 wurde Rainer Schneider von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft und konnte nach drei Ausreiseanträgen mit seiner kleinen Familie nach München ausreisen.

Schülerfragen wurden direkt und aus erster Hand von Herrn Schneider beantwortet. Er betonte aber immer, dass dies nur seine Sichtweise der Dinge sei und jemand Anderes wahrscheinlich auch andere Eindrücke vermitteln könne. Herr Schneider untermauerte seine Erzählungen mit originalen und persönlichen Gegenständen aus der DDR. Er zeigte Schulzeugnisse, Ausweise, Anstecknadeln und andere

Sehr wichtig war ihm, dass Jugendliche das Wissen, das sie präsentiert bekommen, auch selbst hinterfragen und sich auch selbst Wissen aneignen und nicht alles glauben, was ihnen vorgesetzt wird. Erinnerungen an die DDR müssen lebendig bleiben, um zu verstehen und auch zu reflektieren. Als Zeitzeuge teilte er mit uns seine Erfahrungen, um die jüngere Generation daran zu erinnern, dass unsere Geschichte auch unsere Gegenwart formt.

Die DDR mag Geschichte sein, aber wir können aus der Vergangenheit lernen. Die Erinnerungen von Zeitzeugen wie Rainer Schneider sind kostbare Schätze, die uns einen Einblick in eine Zeit geben, die nicht vergessen werden sollte. Sie helfen uns, die Entwicklungen der Geschichte zu verstehen und schaffen eine Brücke zwischen den Generationen, um die Bedeutung von Freiheit und Solidarität in einer sich ständig wandelnden Welt zu betonen.

Jürgen Friedrich & Maria Reichl